1, 2, 3, Hammer und Kelle
Erde ausbaggern, Splitt auftragen und den Untergrund festrütteln – das und noch viel mehr liegt vor uns, wenn mein vierjähriger Nachwuchsbaumeister und ich mal wieder die Baustelle Zahlenweg in Angriff nehmen.
Der Zahlenweg ist eigentlich eine lange stolze Straße aus 20 Wegplatten, doch am Anfang gibt er ein trauriges Bild ab – gerade mal die Wegplatte mit der „1“ darauf ist schon gebaut und liegt offen in der Spieltischmitte aus. Da haben wir noch viel Arbeit vor uns und die Vorschriften sind streng: Der Zahlenweg soll schließlich nicht einfach irgendwie gebaut werden, sondern alle 20 Wegplatten müssen nachher auch in der richtigen Reihenfolge ausliegen!
Also die Ärmel hochgekrempelt und los geht’s. Drei Karten erhält jeder von uns vom verdeckten Nachziehstapel, sozusagen unser Baumaterial, das wir gleich offen vor uns hinlegen. „Hmmm, mal sehen…“ Mein Filius hat den ersten Zug, denn er ist mit Abstand der jüngere von uns beiden. Nach der 1 kommt…“na klar, die 2“. Die ist mal wieder wie üblich nicht bei den ersten drei Karten dabei. Wäre ja auch zu schön gewesen. Zum Glück gibt es da aber noch die Baustellenkarten. Auf denen ist statt einer Zahl eine Tätigkeit abgebildet und wenn man mal gerade keine passende Zahl hat, kann man die dann ersatzweise als Platzhalter auslegen. Mein Sohn hat davon sogar gleich zwei und entscheidet sich für die Karte mit dem Betonmischer.
Da man alle Baustellenkarten mit Geräuschen und Bewegungen untermalen muss ertönt sogleich ein Geräusch, dass zwar am ehesten mit einer kränkelnden Waschmaschine gleichzusetzen ist, doch der Arm imitiert so schwungvoll die Drehung der Mischtrommel, dass es um ein Haar die Blumenvase vom Tisch gefegt hätte. Da hätten wir fast noch eine Baustelle gehabt :-). Als Belohnung für diese gelungene Betonmischervorführung wird diese Karte nun erst mal statt der „2“ an das Wegplättchen mit der „1“ angelegt. Zu guter Letzt gibt es vom Nachziehstapel noch eine neue Karte für das Baumaterial, die „9“. „Die kommt erst später“ seufzt mein Sohn. Da kann ich nicht widersprechen.
Jetzt bin ich dran, aber ich habe nur Karten, die größer sind als 10, nicht mal eine Baustellenkarte habe ich und so muss ich unter den mitleidigen Blicken meines jungen Mitstreiters eine weitere Karte nachziehen. Das ist die „5“, nicht schlecht, aber für den Moment auch noch zu hoch. Damit ist mein Zug leider schon beendet. Mein Sohn hingegen hat noch die „3“ in seinem Baumaterial. Da der Platz für die „2“ von einer Ersatzkarte gefüllt ist, darf er die nun daran anbauen:
„1, 2, 3, Hammer und Kelle, ich leg die 3 an ihre Stelle!“
Dieser Spruch wir immer aufgesagt, wenn eine Zahlenkarte an den Zahlenweg angebaut wird. Nun schnell noch eine Nachziehkarte für ihn und schon bin wieder ich an der Reihe. Natürlich habe ich noch immer nichts Passendes, aber beim Nachziehen habe ich Glück und erhalte eine Baustellenkarte, die ich statt der geforderten „4“ anlegen kann. „Du musst noch Splitt schaufeln“ tönt mein Sohnemann. „Na klar, hätte ich nicht vergessen“ sage ich, während ich geräuschvoll imaginäre Bruchsteinchen durch das Wohnzimmer schippe.
So bauen wir uns abwechselnd Zahl für Zahl weiter. Irgendwann ziehe ich die „2“ und lege sie während meines Zuges an die Stelle, an der noch immer der Betonmischer liegt.
„1, 2, Hammer und Kelle, ich leg die 2 an ihre Stelle!“
sage ich und erhalte als Ersatz den Betonmischer in mein Baumaterial.
Nach etwa 15 Minuten ist dann schließlich die Wegplatte mit der Zahl „20“ verlegt
„11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, Hammer und Kelle, ich leg die 20 an ihre Stelle!“
und auch alle Platzhalterkarten sind kurze Zeit später durch die Zahlen ersetzt worden, die an die jeweilige Stelle gehören. Der Zahlenweg ist fertig!
Gewinner ist, wer nun die wenigsten Baustellenkarten in seiner Auslage hat, denn der muss am wenigsten aufräumen und hat somit als erster Feierabend. Meist läuft es auf ein Unentschieden hinaus, aber am heutigen Tag konnte ich mich leider nicht von meinem Fehlstart erholen und mein Sohn gewinnt die Baumeisterschaft.
„Baustelle Zahlenweg“ ist ein Spiel für 2-5 Spieler ab vier Jahren und eignet sich Dank seines Standardkartenformats auch gut als Reisespiel – zum Auslegen des Zahlenwegs und des Baumaterials muss man allerdings schon ein wenig Platz einplanen. Da es zumeist unentschieden endet, steht der Spaß am Spielen im Vordergrund. Natürlich lernt man die Zahlen von 1 bis 20 zu unterscheiden (wer es etwas einfacher mag, spielt nur mit den Karten von 1-10), aber der wirklich tolle Aspekt an diesem Spiel ist meiner Meinung nach, dass man ein Gefühl dafür entwickelt, wie und wo die Zahlen einzuordnen sind. Immer wieder muss man schauen, ob man mit seinem Baumaterial den Zahlenweg verlängern oder eine Baustellenkarte ersetzen kann (und natürlich die passende Stelle dazu finden). Die Baustellenkarten haben dazu nicht nur die Funktion des Platzhalters, sondern lockern das ganze Spiel gehörig auf, da man so zwischendurch immer wieder etwas Bewegung und Abwechslung hat. Der absolute Favorit meines Sohnes ist übrigens die Karte „Schutt wegfahren“. Hier führt seine Tour immer bis ins elterliche Schlafzimmer, bevor er breit grinsend wieder an den Spieltisch zurückkehrt. In diesem Moment bin ich doch ganz froh, dass es sich nur um ein Kartenspiel handelt…
Baustelle Zahlenweg
Ein Karten- und Aktionsspiel zum Zahlenweg von 1 bis 20
für 2 bis 5 Spieler ab 4 Jahren
Illustratorin: Conny Peter, 33 Blatt, Format: 59 x 91 mm
Art.-Nr. 44421, Preis: 6,90 €
Infos und Bestellung: www.zahlenland-shop.de
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