Grundgedanken

Die Arbeiten von Prof. Preiß verstehen sich als Beitrag zur Verpflichtung der Gesellschaft, ihren Kindern eine ‚Bildung von Anfang an’ zu ermöglichen und wird von der Überzeugung getragen, dass eine frühe mathematische Bildung sowohl für ein selbstbestimmtes Leben des Einzelnen als auch für die wirtschaftliche Zukunft der Gesellschaft, in der wir leben, von großer Bedeutung ist.

Die Konzepte zur frühen mathematischen Bildung von Prof. Preiß sind das Ergebnis einer über 40jährigen Lehrtätigkeit in der Mathematik sowie der Beschäftigung mit den neurobiologischen Grundlagen des Lernens seit 1984.

Neurodidaktik

1988 führte Prof. Preiß den Begriff Neurodidaktik ein, um die Bedeutung der Hirnforschung für die Didaktik auszudrücken: Die Neurodidaktik schlägt eine Brücke zwischen Hirnforschung und Didaktik. Ihre Aufgabe besteht darin, neurobiologische Erkenntnisse aufzuarbeiten, mit dem Ziel, den Prozess von Erziehung und Bildung besser zu verstehen.

Nicht alle Kinder müssen zu großen Mathematikern erzogen werden. Jedoch haben alle Kinder ein Recht auf den Nutzen, den eine frühe mathematische Förderung für sie hat.

Ziel des Projekts “Entdeckungen im Zahlenland” ist, Kindern das Verständnis von Mathematik zu erleichtern. Es geht NICHT darum, möglichst viel Wissen zu vermitteln oder möglichst perfekte Fertigkeiten einzuüben. Vielmehr soll eine Basis geschaffen werden, auf der sich die unterschiedlichen mathematischen Begabungen der Kinder entfalten können.
Dies bedeutet auch, dass man Grenzen erkennen und achten muss.

Denn gerade in der Zeit vom dritten bis zum sechsten Lebensjahr verfügt das Gehirn des Menschen über eine besonders hohe Formbarkeit. Prägende neuronale Netze werden angelegt, die wichtige Bedingungen für das spätere Wissen und die lebenslange Lernfähigkeit schaffen – wie zum Beispiel die Befähigung zu Aufmerksamkeit, Motivation und tragfähigen Gefühlen.

Kinder zeigen früh ein ausgeprägtes Interesse für Zahlen, das sich vor allem im Auswendiglernen der Zahlwortreihe 1, 2, 3… äußert. Beschränkt sich jedoch das Verständnis für Zahlen allein auf das Zählen, ist der Erfahrungsbereich erheblich eingeschränkt. Dies kann später in der Schule zu “Rechenschwäche” führen.

Dem entgegen wirkt eine umfassende mathematische Förderung, die die ganze Breite des möglichen Erfahrungsbereiches berücksichtigt. Diese Förderung kann und sollte schon im Kindergarten beginnen.

7 Gründe für eine frühe mathematische Bildung

Das Projekt “Entdeckungen im Zahlenland” stützt sich auf den natürlichen Entdeckungsdrang und die natürliche Neugier eines Kindes. Die Welt der Zahlen wird als wertvolles und erreichbares Ziel erlebt, das mit fröhlichen Erlebnissen verbunden ist. Eine mathematische Frühförderung kann so zugleich anspruchsvoll sein und Kindern (und Erzieherinnen und Erziehern) Spaß machen.

Bei vielen Menschen löst die Vorstellung, dass sogar ganz kleine Kinder Mathematik betreiben sollen, Bedenken oder Ablehnung aus. Machen doch viele Menschen schlechte Erfahrung mit Mathematik. Derartige Befürchtungen wären berechtigt, wenn lediglich Inhalte und Methoden aus dem Mathematikunterricht der Grundschule in den Kindergarten vorverlegt würden.

Im Projekt “Entdeckungen im Zahlenland” wird die abstrakte und symbolische Welt der Mathematik sinnlich erfahrbar. Anschauliche Bezeichnungen wie “Zahlenhaus” oder “Zahlenweg” unterstützen den Zugang und regen die Phantasie der Kinder an. Es gibt Geschichten von den Zahlen, Rätsel, Lieder und Abzählreime. Durch die genaue Betrachtung von Pflanzen und Tiere wird der besonders wichtige Zusammenhang der Zahlen zur Geometrie hergestellt und begreifbar.

Die Mathematik hat sich historisch aus den praktischen Bedürfnissen der Menschen und ihrer Beobachtung der Umwelt entwickelt. Dementsprechend muss sich auch die Darstellung mathematischer Zusammenhänge für Kinder nach deren eigenen Fragestellungen und Erfahrungen orientieren. Auch die Zahlen müssen sich Kindern praktisch und konkret darbieten.

Im Projekt “Entdeckungen im Zahlenland” treffen sich Kompetenzen aus drei Disziplinen: Pädagogik des Kindergartens, Didaktik der Mathematik und Neurodidaktik. Das Zahlenland ist ein Projekt, das aus der Zusammenführung dieser Disziplinen entstanden ist. Es ergänzt die bewährte Pädagogik des Kindergartens durch neue Inhalte und Methoden, um so dem an unsere Gesellschaft gestellten Auftrag der Bildung im Kindergarten nachzukommen.

Der Begriff der Neurodidaktik wurde 1988 von Prof. Preiß, Professor für Didaktik der Mathematik an der Pädagogischen Hochschule Freiburg i. Br., als neue wissenschaftliche Disziplin eingeführt. Er beschreibt die Aufgabe, die Erkenntnisse der modernen Hirnforschung für die Pädagogik und Didaktik zu nutzen.

Neurodidaktik

Die Neurodidaktik geht von der Lernfähigkeit des Menschen aus und sucht nach den Bedingungen, unter denen sich Lernen am besten entfaltet. Die Schlüsselidee ist dabei die Überzeugung, dass Plastizität des Gehirns und Lernfähigkeit in unauflöslicher Beziehung zueinander stehen. Die Ergebnisse der Hirnforschung machen es möglich, diese Beziehung zu erforschen. Aufgabe der Neurodidaktik ist es, die neurobiologischen Erkenntnisse für die Didaktik aufzuarbeiten, um sie auf den Prozess menschlicher Erziehung und Bildung anzuwenden.

Die Neurodidaktik stellt sich unter das normative Prinzip der Men­schenwürde. Dieses Prinzip dient als Leit­li­nie, aus der sich Ziele und Grenzen für pädagogisches Denken, Planen und Handeln ableiten lassen.

Kompetenzpädagogik

Die Brücke zwischen Neurobiologie und Didaktik bedarf eines Geländers, um den pädagogischen Raum für Erziehung und Bildung abzusichern. Für die Neurodidaktik bildet Kompetenzpädagogik dieses Geländer. Für sie gilt als Maß für die Effektivität von Erziehung und Bildung, wie weit es gelingt, die individuelle Begabung jedes Kindes zu entdecken und zu fördern. Nicht der zu lernende Stoff steht also an oberster Stelle sondern die Fähigkeit der Kinder. Es geht darum, für jedes Kind optimale Bedingungen für die Entwicklung seiner geistigen Kräfte zu schaffen.